Wie allgemein bekannt ist, sind die Erdmännchen ein sehr verbreitetes
Volk.
Auf der ganzen Welt kann man die kleinen, flinken Tierchen finden.
Aber so ist Ginga nicht, sie wollte nie in ein anderes Land als Südafrika. An
andere Lebensbedingungen gewöhnen, das war nie so ihr Ding. Außerdem
liebte sie ihre gemütliche Höhle in der Savanne Südafrikas viel zu sehr. Dort
gefiel es ihr, denn sie hatte viel Zeit darauf verwendet, diese Höhle zu
schaffen. Doch es hatte sich gelohnt. Es war eine Vier-Raum Höhle, recht
luxuriös für ein Erdmännchen. Sie hatte einen netten Flur ein großes
Wohnzimmer, ein Bad (dort verbrachte sie regelmäßig Stunden) und dann
noch verschiedene Räume zum Schlafen und Entspannen.
Sie hatte ein Telefon, das hatte kein anderes Erdmännchen Südafrikas, ganz
bestimmt nicht! Jede Woche telefonierte sie mit verschiedenen
Erdmännchen: Francois- Frankreich, Giovanni- Italien, Sakura- Japan, Fred-
Deutschland usw. Sie hatte Freunde auf der ganzen Welt. Jetzt gerade
telefonierte sie mit Sakura: Plötzlich fragte Sakura sie etwas, was sie doch
sehr überraschte ?Willst du mich nicht einmal besuchen, dann könnten wir
mal wieder richtig shoppen gehen und es uns gut gehen lassen, Japan ist so
toll, du wirst sehen!? Ganz perplex willigte Ginga ein, sie wollte gerne
sehen wie ihre Freundin lebte, vielleicht war dieses Japan ja wirklich ganz
schön, dort könnte sie sich richtig entspannen, dachte sie noch...
Zwei Wochen später checkte Ginga genau um die Uhrzeit am Flughafen von
Kapstadt ein. ?Your terminal is C, please go to exit 72, you have to be there
at 14:00h?, sagte das gepflegte Erdmännchen hinter dem Tresen. Ginga war
nicht aufgeregt, eher fasziniert von den vielen Erdmännchen, die hier
hektisch herumliefen. Sie ging zu ihrem Terminal und bald durften sie
schon einsteigen. Sie ging die lange Treppe zum Flugzeug hinauf und stieg
ein, sie wurde freundlich begrüßt und ging zu ihrem Platz. Dort nahm sie
ihren Fensterplatz ein, schwups war sie innerhalb von fünf Minuten
eingeschlafen. Sie wachte erst auf, als das Flugzeug im Landeanflug war.
Die war doch sehr froh, als sie sicher angekommen waren. Sie holte ihre
Koffer und trat aus der Schiebetür. Sie sah nur schlitzäugige Erdmännchen,
so etwas hatte sie noch nie gesehen, wirklich komisch sahen die aus, so
ungewohnt. Sie blickte in ein Paar Augen, die nicht schlitzartig geformt
waren: Sakura. Sie lief ihr entgegen und die beiden Freundinnen umarmten
sich lange. Danach gingen sie zu Sakuras´ Auto: ?Wie war dein Flug??
?Och, eigentlich ganz gut, ich hab die ganze Zeit geschlafen, das tat
wirklich gut.? Die beiden Freundinnen fuhren los in Richtung Tokio City,
wo Sakura wohnte. Sie hatte eine schöne, geräumige Wohnung. Wohnung!?
Warum hatte sie denn keine Höhle wie jedes normale Erdmännchen!?
?Äh, warum wohnst du denn nicht in einer Höhle?? ?Hier ist das anders,
man wohnt in Wohnungen, das ist ganz normal!?
Das kam Ginga wirklich Spanisch vor und sie konnte noch nicht einmal
Spanisch! Na ja, es würde bestimmt noch besser werden, dachte sie sich.
Am Abend besuchten sie ein edles Restaurant. Restaurant, das kannte Ginga
noch von zu Hause. Alles sah ganz normal aus - außer der Speisekarte.
Schon nach zwei gelesenen Menüs war ihr schlecht. Sie ging erst mal auf
Toilette. Sie ging in eine Kabine und erschrak. Sie wurde von mindestens
100 Knöpfen und Hebeln umzingelt, gruselig!!! Sofort verließ sie die
Kabine, da war ihr ja gegrillter Hund lieber als so viel Technik. Sie ging
zurück an den Tisch, bestellte etwas halbwegs Essbares.
?Sag mal, wie geht das denn mit den Toiletten, das sah alles etwas
kompliziert aus!?, fragte sie ihre Freundin. ?Ach das ist eigentlich ganz
einfach. Du musst den gelben, dann den roten und den blauen Knopf
drücken, dann den Hebel...?
Klar, ganz einfach, dachte sie sich. Sie war dann doch froh, als sie ihr
Nachtquartier beziehen konnte. Am nächsten Tag gingen sie shoppen.
Die gesamte Einkaufstraße war voll von Erdmännchen. Sie wurden fast
zerdrückt. Alles voll! Sie gingen in ein Geschäft und alle Kleidung wurde
ihnen von einem Computer zusammengestellt. Das, was sie am Shoppen so
liebte, war durch Elektronik ersetzt!!! Furchtbar, wie sie fand! Nach zwei
Wochen, in denen ihr immer wieder solche Dinge missfielen, war sie doch
froh, als sie den Heimflug antreten konnte.
Sie war auch traurig, aber zu Hause zu sein war ihr lieber. Als sie zu Hause
angekommen war, setzte sie sich als erstes in ihren gemütlichen Sessel. Sie
zog ein Buch, aus dem großen Bücherregal heraus und nahm sich einen
Stift.
Es war ihr ?Alle meine Reisen-Buch?. Dort schrieb sie immer nach einer
Reise einen Kommentar rein.
Sie schrieb:
Japan:21.04.2100
Andere Länder, andere Sitten!!!
Dann musste sie sich erstmal vier Wochen entspannen, bevor sie wieder
rehabilitiert war, von der ?Entspannungs-Reise?.
Magdalena Krieger
13 Jahre alt, aus Siegburg in Deutschland