Migräne – schon bei Kindern?

"Er war starrköpfig wie ein Maulesel, schlau wie ein Affe und flink wie ein Hase."
Louis Pergaud, Der Krieg der Knöpfe
 

Zunächst eine hilfreiche App mit Kopfschmerzkalender und einer Audiodatei zur progressiven Muskelrelaxation

https://schmerzklinik.de/die-migraene-app/

 

Immer häufiger werden Kinder von Kopfschmerzen geplagt: Die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern hat in den letzten Jahren in den Industrieländern deutlich zugenommen.

Schon im Vorschulalter kennen 10 bis 20 % der Kinder Kopfschmerzen, am Ende der Grundschulzeit sind vier Fünftel aller Kinder in Deutschland betroffen.

Die Ursachen für die Zunahme kindlicher Kopfschmerzen sind nicht eindeutig geklärt: Veränderte Lebensumstände wie Reizüberflutung durch Medien und Videospiele, Überangebot an Freizeitaktivitäten, einseitige Ernährung und zu wenig Bewegung spielen aber zweifelsohne eine wichtige Rolle.

Bei 60 % handelt es sich um Spannungskopfschmerzen, bei 21 % der Kinder um Migräne. Die kindliche Migräne ähnelt in vielem der von Erwachsenen. Die Attacken sind allerdings häufig kürzer und dauern zwischen 1 und 6 Stunden. Migräne geht bei Kindern häufig mit Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen einher. Die Kinder sind meist extrem licht- und wärmeempfindlich. Der pulsierende Schmerz ist meist nicht auf eine Seite beschränkt, sondern betrifft beide Kopfhälften und die Stirn. Nicht selten treten bei Kleinkindern auch Bauschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf.

Neben dem Spannungskopfschmerz und der Migräne gibt es zahlreiche weitere Kopfschmerzformen und Mischformen. Für die Ursachenfindung sind Beobachtungen der Betroffenen oft entscheidend.

Bei der Diagnosestellung ist eine Schmerzanamnese und eine kinderneurologische Untersuchung notwendig. Das Ableiten einer Hirnstromkurve(EEG) ist nicht regelmäßig erforderlich. Sehfehler oder Entzündungen der Nasennebenhöhlen müssen ausgeschlossen werden. Bei der Befragung der Kinder und ihrer Eltern achten wir auf Anfallshäufigkeit, - dauer, Schmerzintensität und - qualität, Beeinträchtigungen durch die Schmerzen in der Schule, zu Hause und in der Freizeit, die familiäre Situation, mögliche Erziehungsprobleme, den Leistungsstand und die Leistungsanforderungen an die Kinder, ihre Zeiteinteilung und Freizeitaktivitäten.

Bei zusätzlichen psychischen Störungen ist eventuell eine kinderpsychologische Abklärung notwendig.

Die Kinder sollten über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen einen Kopfschmerzkalender führen. Hierin werden die Kopfschmerzen nach Auftreten, Intensität, Dauer, wie auch Auslöser, Auswirkungen und Begleitsymptomen dokumentiert.

Ausschlaggebend für die Therapiebedürftigkeit ist der mit den Kopfschmerzen verbundene Leidensdruck. Für die meisten Kinder ist bei leichten Verlaufsformen mit seltenen Anfällen ein abwartendes Verhalten sinnvoll.

Das Beste, das Sie für Ihr Kind tun können, ist vorzusorgen. Das heißt: die individuellen Migräne-Auslöser herauszufinden (dabei hilft der Kopfschmerzkalender) und sie dann zu vermeiden versuchen. Hierbei sollte ein besonderes Augenmerk auf die Freizeitgestaltung und den Fernsehkonsum der Kinder gerichtet werden. Ausdauersportarten können zu einer erheblichen Besserung der Beschwerden führen.

Ältere Kinder können z.B. durch autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen lernen, sich in bestimmten Situationen zu entspannen. Viele Kinder profitieren auch von einer Akupunkturbehandlung sprechen Sie uns hierauf an.
 

Bei Auftreten von Kopfschmerzen sind folgende Maßnahmen sinnvoll:

  • Hinlegen in einen abgedunkelten, ruhigen Raum
  • kalter Lappen auf der Stirn
  • Einmassieren von Pfefferminzöl an Schläfe und Nacken
  • Akupressur der schmerzhaften Stellen im Bereich der Nasenwurzel, um die Augen und an den Schläfen

    Treten trotz aller Bemühungen weiter mehr als zwei bis drei Migräneanfälle pro Monat auf, sollte eine medikamentöse vorbeugende Therapie in Erwägung gezogen werden. Hier hat sich in letzter Zeit bei Kindern vor allem ein pflanzliches Pestwurzextrakt bewährt.(Petadolex).
    Da der kindliche Organismus durch Schmerzmittel grundsätzlich stark belastet wird, sollten sie der Behandlung schwerer Fälle vorbehalten sein.