Nächtliches Einnässen

Wir haben bei Ihrem Kind die Diagnose "primäre isolierte Enuresis nocturna" oder "Schlafenuresis" gestellt und Ihnen empfohlen, eine Therapie mit einer apparativen Verhaltenstherapie mithilfe eines Weckapparates ( AVT) durchzuführen.

In der Literatur wird eine Erfolgsquote bei Anwendung der AVT zwischen 70 und 90% angegeben. Damit Ihr Kind dazugehört, möchten wir Ihnen noch einige Tipps für die Anwendung geben.

Vorweg noch einmal einige Daten: ca. 10% der 6‑jährigen und ca. 6% der 10‑jährigen nässen nachts noch ein. Bei ca. 15 % der Betroffenen hört das Einnässen pro Jahr ohne jede Therapie auf. Ihr Kind ist also nicht alleine betroffen und das Einnässen wird aufhören. Das Prinzip des Weckapparates ist völlig simpel. Es beruht auf dem Gedanken, dass das Kind geweckt wird, sobald die ersten Tropfen Urin in der Hose angelangt sind. Durch das Erwachen wird der Urinfluss gestoppt und es kann ein Toilettengang erfolgen. Das Wecken erfolgt also zum Zeitpunkt des Harndranges. Ein Wecken ohne Harndrang irgendwann im Verlauf der Nacht bringt langfristig keinen Erfolg. 

Das wichtigste bei der Therapie mit der AVT ist, dass ihr Kind durch den Weckapparat entlastet wird:

Ihr Kind bekommt die Aufgabe, sich vorzunehmen, vom Klingeln wachzuwerden und ansonsten einfach nur gut zu schlafen. Gemeinsam sollte ein Familienmitglied ausgesucht werden, dass für das Wecken des Kindes zuständig ist. Es gehört nämlich zu dein Krankheitsbild dazu, dass die vom Einnässen betroffenen Kinder extreme Tiefschläfer sind, d.h. es ist völlig normal, dass das Kind in der ersten Zeit der Therapie von der AVT nicht wach wird.

Das ausgewählte Familienmitglied (der "Wecker") darf kein Tiefschläfer sein. Da die Schlafenuresis in vielen Familien gehäuft vorkommt, ist oft auch ein Elternteil später trocken geworden. Auch wenn das Einnässen für diesen kein Problem mehr darstellt, bleibt der extreme Tiefschlaf noch lange bestehen. Wichtig ist auch, dass der "Wecker" nicht zu weit vom Kind entfernt schläft. Der "Wecker" muss sich darauf einstellen, für 6‑8 Wochen 1 bis 2 mal nachts aufzustehen. Er hilft dein Kind dabei, erst unmittelbar vor dem zu Bett gehen den Weckapparat richtig anzulegen. Sollte Ihr Kind im Bett noch lange lesen, bevor einschläft, so sollte dieser erst angelegt werden, wenn ihr Kind wirklich schlafen will. Vorzeitige Alarmsituationen können so vermieden werden.

Klingelt der Weckapparat, muss Kind so aufgeweckt werden, dass es alleine zur Toilette gehen und sich am nächsten Tag an das Klingeln erinnern kann. Hilfreich zur Überprüfung ist dabei das Vereinbaren von Codewörtern. Jede Nacht denkt sich das Kind ein neues Codewort (z.B. Superman)aus, welches dann am nächsten Morgen vom Wecker abgefragt wird.

Loben Sie Ihr Kind für alle Handlungen, die es selbstständig durchführt, vor allem für sofortiges Aufstehen nach der Alarmsituation.

Erwarten Sie keinen Erfolg vor Ablauf von 6-8 Wochen

Klingelt der Weckapparat in den ersten Nächten mehrmals, sollte er zukünftig nach dem ersten Klingeln ausgezogen werden. Auch wenn es dann länger dauert, bis komplett trockene Nächte erreicht werden, so wird doch vermieden, dass Ihr Kind in den Nächten überfordert wird. Der ansonsten entstehende Schlafentzug würde zu noch größerem Tiefschlaf in den Folgenächten führen. Es wäre schön, wenn Ihr Kind nach Eintreten eines Erfolges den Weckapparat noch ca. 4 Wochen weiter benutzt würde, um sicherzugehen, dass der Erfolg auch dauerhaft anhält.

Wir möchten Ihr Kind bitten, einen Kalender über den Verlauf der Nächte anzulegen, trockene Nächte könnten mit einer Sonne, nasse Nächte mit einer Wolke gekennzeichnet werden. Wir würden uns freuen, diesen Kalender zusammen mit ihrem Kind hier in der Praxis zu besprechen. Hat ihr Kind nach ca. 6 Wochen noch keinerlei trockene Nächte erreicht, sollte der Weckapparat zunächst einmal zur Seite gelegt werden und eine andere Therapieform durchgeführt werden. Auch das werden wir dann mit Ihnen und Ihrem Kind in der Praxis besprechen.

Viel Erfolg!