Asthma bronchiale

Liebe Eltern,

Ihr Kind hat häufig Husten, eine pfeifende Ausatmung oder ist kurzatmig und Sie fragen sich, ob es sich um ein Asthma bronchiale handeln könnte.

Unter einem Asthma bronchiale versteht man eine anfallsweise auftretende Verengung der Atemwege. Ursache ist eine Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) der Bronchien auf ganz unterschiedliche Reize. Grundlage dieser Überempfindlichkeit ist eine chronische Entzündung in den Bronchien. Das Asthma bronchiale ist eine chronische Erkrankung mit oft jahre- oder gar jahrzehntelangem Verlauf. Jedoch bestehen heute glücklicherweise bessere Behandlungsmöglichkeiten als je zuvor.

Das typische Asthmasymptom ist die erschwerte Ausatmung mit einem pfeifenden Ausatemgeräusch. Bei manchen Kindern können hartnäckiger Husten, ein Engegefühl oder Stechen in der Brust, eine verminderte Ausdauer oder Kurzatmigkeit die einzigen Symptome sein. Häufig werden die Symptome durch körperliche Anstrengung verstärkt. Der Arzt stellt im Asthmaanfall beim Abhören Giemen, Pfeifen und Brummen über der Lunge fest. Diese Geräusche kommen durch die Einengung der Bronchien zustande.

Das Asthma bronchiale ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindesalters. Etwa zehn Prozent der Kinder sind davon betroffen, das heißt in jeder Schulklasse finden sich durchschnittlich zwei bis drei Kinder mit Asthma bronchiale. Die Häufigkeit des Asthma bronchiale hat aus bisher nicht eindeutig bekannten Ursachen in den letzten Jahren weltweit deutlich zugenommen.

Beim Asthma ist die Bronchialschleimhaut chronisch entzündet und überempfindlich. Werden die entzündeten Bronchien gereizt, kommt es zu einer Schwellung der Bronchialschleimhaut, der vermehrten Bildung zähen Schleims und einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur. Dadurch werden die Bronchien verengt

Chronische Entzündung in den Bronchien

Die Entzündung mit Überempfindlichkeit der Bronchien führt zusammen mit den unten genannten Auslöse- und Verschlechterungsfaktoren zu Asthmabeschwerden. Man kann sich dies wie bei einem Fass vorstellen, das sich langsam mit Asthmaauslösern füllt. Zum Schluss reicht eine Kleinigkeit aus, um das Fass zum Überlaufen zu bringen und damit einen Asthmaanfall auszulösen.

Die Bereitschaft für die chronische Entzündung wird vererbt. Sie ist auch bei relativer Beschwerdefreiheit weiter vorhanden. Beruhigt sich diese Entzündung nicht, ist ein Gewebeumbau mit Narbenbildung in den Bronchien (Remodelling) die Folge. Daher ist eine konsequente Asthmatherapie so wichtig.

  • Allergien: 70 bis 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit Asthma reagieren auf allergische Auslöser wie Pollen, Hausstaubmilben, Tiere oder
    Schimmelpilze
  • Infektionen: Virusinfektionen sind häufig vor allem bei kleinen Kindern Auslöser von Asthmaanfällen
  • körperliche Anstrengung: bei den meisten Kindern mit Asthma führt starke körperliche Anstrengung durch eine Abkühlung und Austrocknung der Bronchialschleimhaut zu Beschwerden
  • Umweltschadstoffe wie Tabakrauch, Smog oder Ozon reizen die Bronchien zusätzlich
  • weitere Faktoren: kalte Luft, ein Wetterumschwung, innere Anspannung, ein Rückfluss von saurem Mageninhalt über die Speiseröhre in die Luftröhre, eine Entzündung der oberen Luftwege (Nasennebenhöhlen, Nase) oder bestimmte Medikamente (z. B. Aspirin®) können Asthmasymptome auslösen.

Je nachdem, welcher Auslöser im Vordergrund steht, werden folgende Asthmaformen unterschieden:

  • Allergisches (oder extrinsisches) Asthma bronchiale: das Asthma ist nur allergisch bedingt (z. B. Pollenasthma)
  • Nicht allergisches (oder intrinsisches) Asthma bronchiale: es lassen sich keine allergischen Auslöser nachweisen (z. B. Infektasthma,
    Anstrengungsasthma)
  • Gemischtes Asthma bronchiale: allergische und nicht allergische Auslöser wirken zusammen. Dies ist im Kindesalter die größte Gruppe

Die Diagnose eines Asthma bronchiale ist im beschwerdefreien Intervall oft nicht einfach. Sie wird durch die Krankengeschichte, die körperliche Untersuchung und eine Lungenfunktionsuntersuchung gestellt. Es werden ein Allergietest auf der Haut oder im Blut, oft auch ein Röntgenbild der Lunge und ein Schweißtest zum Ausschluss einer Mukoviszidose durchgeführt.

Fortschritte in der Asthmatherapie haben zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von Asthmakranken geführt.

Ziele

  • Beruhigung der Entzündung in den Bronchien

  • Symptomfreiheit mit normaler körperlicher Belastbarkeit

  • altersgerechte körperliche und psychische Entwicklung

  • Erhaltung einer bestmöglichen Lungenfunktion

  • Vermeidung von Langzeitschäden

  • möglichst keine Nebenwirkungen

Grundlage für eine erfolgreiche Asthmatherapie ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Arzt, Patient und dessen Familie. Die Behandlungsmaßnahmen müssen sinnvoll gesteuert und dem Asthma-Schweregrad angepasst werden. Heute stehen die therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung, oben genannte Ziele für fast alle Asthmatiker erreichbar zu machen. Hierfür sind die Information und die Schulung des Patienten, seiner Familie und weiterer Bezugspersonen unbedingte Voraussetzung. Asthmaschulungskurse werden in Praxen und Kliniken angeboten.

Die Asthmatherapie besteht aus unterschiedlichen Bausteinen:

  • Information und Schulung

  • Vermeidung von Auslösern (z.B. Allergieauslöser, Tabakrauch, ev. Hyposensibilisierung)

  • medikamentöse Behandlung

  • atemtherapeutische Techniken (z.B. dosierte Lippenbremse, atemerleichternde Körperstellungen), Physiotherapie, Sport, Entspannungstechniken u.a.

Die Einteilung in Schweregrade wird nach Häufigkeit und Intensität der Beschwerden sowie nach Lungenfunktionsergebnissen vorgenommen. Man unterscheidet:

Schweregrad I: intermittierendes Asthma (wiederholte bronchiale Verengung)
Das beschwerdefreie Intervall ist länger als zwei Monate. Die Lungenfunktion ist allenfalls im Rahmen akuter Beschwerden eingeschränkt.

Schweregrade II bis IV: persistierendesAsthma (geringgradig, mittelgradig, schwergradig)
Das beschwerdefreie Intervall ist kürzer als zwei Monate. Es treten nach Schweregrad zunehmend auch nächtliche Symptome sowie eine Einschränkung der Lungenfunktion auf.

Man unterscheidet:

Akutmedikamente (Reliever), die bei akuten Beschwerden zur Erweiterung der Bronchien eingesetzt werden, und

Dauermedikamente (Controller), die in der Langzeittherapie der Bekämpfung der Entzündung und der vorbeugenden Stabilisierung der Bronchien dienen

Die Behandlung folgt einem Stufenplan. Entscheidend ist, dass ab Asthma-Schweregrad II eine antientzündliche Langzeittherapie erforderlich ist. Nur so kann die Überempfindlichkeit der Bronchien wirksam behandelt und eine nicht rückbildungsfähige Gewebsumwandlung mit Narbenbildung in den Bronchien (Remodelling) verhindert werden. Wir werden für Ihr Kind einen schriftlichen Behandlungsplan erstellen, auf dem die täglichen Dauermedikamente und die Notfallmedikamente festgehalten sind.

Die Therapie wird im Rahmen regelmäßiger Arztbesuche überprüft und bei Bedarf angepasst. In die Therapieplanung fließen selbst wahrgenommene oder von den Eltern beobachtete Beschwerden, Peak-Flow-Messungen und Lungenfunktionskontrollen (bei stabilem Verlauf z.B. alle drei Monate) ein.

Die meisten Asthma-Medikamente werden durch Inhalation verabreicht. Sie kommen so direkt an den Wirkort in den Bronchien und die erforderlichen Medikamentenmengen werden im Vergleich zur innerlichen Gabe deutlich reduziert und Nebenwirkungen vermindert. Akut- und Dauermedikamente können bereits ab dem Säuglingsalter mit dem Dosieraerosol (Spray) und einer Vorschaltkammer (z.B. Vortex®) effektiv inhaliert werden. Ältere Kinder brauchen bei Verwendung eines Akutmedikaments als Spray bei guter Koordination keine Vorschaltkammer mehr. Schulkinder und Jugendliche bevorzugen oft den Pulverinhalator. Vorteil von Dosieraerosol und Pulverinhalator ist eine kurze Inhalationszeit, was vor allem bei einer Dauerbehandlung ein wichtiger Faktor für die konsequente Mitarbeit des Patienten (Compliance) ist.

Ein elektrisches Inhaliergerät (z.B. Pari Boy®) ist von Vorteil, wenn zusätzlich eine Befeuchtung der Atemwege zur Schleimlösung erwünscht ist oder beim schweren Asthmaanfall eine langsame und kontinuierliche Verabreichung eines Medikaments angestrebt wird. Der Erfolg einer Inhalationsbehandlung hängt insgesamt weniger vom verwendeten System als in viel stärkerem Maße von der regelmäßigen und korrekten Anwendung ab.

Bei bestehendem Asthma ist die Einschreibung Ihres Kindes in ein sogenanntes DMP (Desease-Management-Programm) sinnvoll. Im Rahmen dieses Programms sind z.B. Elternschulungen garantiert.

Elterninformation der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie, Dr. P. Fischer

Weitere Informationen, Links und Literaturtipps finden Sie unter
www.pina-infoline.de.